Im Juli und August 2015 besuchten Probennehmer und Probennehmerinnen insgesamt 193 Imkereibetriebe und entnahmen Bienenproben und Bienenbrotproben. Die Bienenproben wurden in der Abteilung für Bienenkunde und Bienenschutz der AGES ausgewaschen um den Varroabefall der Bienen festzustellen. Hier präsentieren wir eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse.
Im Zuge des 1. Standbesuches wurden Varroaproben von insgesamt 1637 Bienenvölkern entnommen und untersucht. Dabei wurden in 52 % der Proben Varroamilben gefunden (siehe Tabelle 1), wobei der Befallsgrad der Proben stark variierte (Miniumum 0 % Varroabefall; Maximum 40,4 % Varroabefall). Wichtig für die Interpretation der Ergebnisse ist, ab welchem Befallsgrad ernsthafte Probleme für ein Bienenvolk auftreten können. Dies variiert in Abhängigkeit von der Jahreszeit. Zur Zeit der Probennahme (Juli 2015) ist ein Befall der Bienen von 1 % oder höher als jene Schwelle anzusehen, ab der eine Aufzucht von gesunden Winterbienen gefährdet ist (Büchler 2008, ADIZ 7/2008, S10f.). Diese wurde in 392 der Proben (=24 %, Details Tabelle 1, Abbildung 1) überschritten.
In der weiteren Analyse der Daten werden wir uns auf den Varroadruck des gesamten Standes konzentrieren, da für die Vorgangsweise des Imkers der Zustand des gesamten Standes eine wichtigere Rolle spielt als der Zustand eines einzelnen Volkes. In der Regel werden Völker eines Standes gemeinsam gegen die Varroamilbe behandelt. Außerdem können Varroamilben aus schwachen Völkern mit hoher Varroabelastung in umliegende, gesündere Völker übertragen werden und dort weiteren Schaden anrichten.
Um den Varroadruck auf den einzelnen Ständen beschreiben zu können, wurde dieser in vier Befalls-Kategorien aufgeteilt.
- Kein Varroadruck am Stand: alle Bienenproben des Standes waren frei von Varroa
- Geringer Varroadruck am Stand: alle Bienenproben des Standes hatten weniger als 1 % Varroabelastung
- Mittlerer Varroadruck am Stand: mindestens eine Bienenprobe des Standes hatte eine Varroabelastung von über 1%
- Hoher Varroadruck am Stand: mindestens eine Bienenprobe des Standes hatte eine Varroabelastung von über 5 %
Betrachtet man den Varroadruck der Stände über ganz Österreich verteilt, wurde in 66 % der Stände ein mittlerer bis hoher Varroadruck festgestellt (127 von 193 Ständen, siehe Abbildung 2). Den Imkern dieser Stände wurde empfohlen sofortige Maßnahmen zur Varroareduktion zu treffen. Dabei wurden in einzelnen Völkern in der Steiermark und in Oberösterreich Extremwerte von 32 % und 40 % Varroabefall gemessen – bei 40 % Varroabefall wurden in einer Bienenprobe von 352 Bienen 142 Varroamilben gefunden. In Proben von 8 % aller Stände (15 von 193 Ständen) wurde keine einzige Varroamilbe gefunden.
Auch zwischen den Bundesländern sind Unterschiede im Befallsdruck festzustellen (Abbildung 3). Besonders groß war die Varroalast im Burgenland, wo 45 % aller Stände (4 Stände) mit einem hohen Varroadruck zu kämpfen hatten und weitere 36 % aller Stände (4 Stände) einem mittleren Varroadruck ausgesetzt waren. Doch auch in Kärnten und der Steiermark wurden an vielen Ständen hohe Befallswerte festgestellt. Die geringste Varroalast hatten die Beobachtungsstände in Vorarlberg und Salzburg zu tragen: hier waren nur 40 % der Stände mit einem mittleren bis hohen Varroadruck konfrontiert.
Diese Ergebnisse zeigen die Varroa-Situation kurz vor der Hauptentmilbung. Eine zweite Entnahme von Bienenproben wird nach der Hauptentmilbung im September 2015 stattfinden. Die hier präsentierten Daten erlauben keine Vorhersagen über mögliche Varroa-Schädigungen in der nächsten Überwinterungsperiode, da eine zeitgerechte und erfolgreich durchgeführte Hauptentmilbung – selbst bei hohem Befall – noch Schädigungen der Winterbienen verhindern kann. Da wir bemüht waren den Imkern die Ergebnisse der Varroa-Auswaschungen möglichst schnell zu übermitteln (zwischen einer Woche und einem Monat nach dem Standbesuch), hatten die Imker die Möglichkeit auf kritische Varroa-Situationen zu reagieren und größeren Schaden abzuwenden.
AGES, Abteilung für Bienenkunde und Bienenschutz