Lexikon der Virusbegriffe

Für alle, die es ganz genau wissen wollen, haben wir hier ein paar Erklärungen zusammengetragen, die das Verständnis der Vorgangsweise und Ergebnis-Darstellung des Virusmonitorings erleichtern.

Sammelprobe

Wir werten im Virenmonitoring generell nur Sammelproben aus, in denen alle eingesandten Proben pro ImkerIn zusammengefasst werden. Das heißt, dass aus allen fünf eingesandten Käfigen jeweils zehn Bienen entnommen werden und diese zu einer Probe von 50 Bienen – eben der Sammelprobe – zusammengefasst werden. Es liegt uns daher nur eine Information über das Vorhandensein von Viren am Stand vor (repräsentiert durch die fünf Probenvölker), jedoch nicht für das einzelne Volk. Aufgrund der Logistik ist generell bei dem Projekt keine Einzelvolkuntersuchung möglich (nicht-sterile Probenahme, gemeinsamer Versand der Probenkäfige in einem Kuvert etc.). Da bekannt ist, dass zwischen den Völkern eines Standes immer mit Verflug von Bienen zu rechnen ist, ist es sinnvoll, Virusinfektionen auf Standebene zu betrachten.

Virusprävalenz / Virushäufigkeit

Als klinische Prävalenz bezeichnet man die Häufigkeit mit der Individuen einer Art (Menschen, Kühe, Schweine, etc.) von einem bestimmten Schädling oder Krankheitserreger befallen sind. Bei sozialen Insekten wie den Bienen macht die Angabe auf der Ebene der Individuen wenig Sinn, daher wird hier die Prävalenz auf Ebene des Volkes oder auch Standes angegeben. Sagt man zum Beispiel, dass die Prävalenz eines Virus x in Österreich auf Standebene 50% beträgt, dann sind 50% aller Bienenstände mit diesem Virus x befallen. Da wir diese Prävalenz aufgrund einer Stichprobe berechnet haben, können wir keine exakte Aussage zur Prävalenz geben – dafür müsste man alle Bienenstände Österreichs beproben. Um zu messen, wie genau unserer erhobene Aussage ist, geben wir daher noch das 95%igen Konfidenzintervall an (unterer und oberer Messbalken in der Grafik). Das 95% Konfidenzintervall ist der Bereich, in dem sich die Prävalenz mit einer 95%igen Wahrscheinlichkeit bewegt (mehr dazu hier).

Virustiter / Viruskonzentration

Will man wissen, ob ein Bienenvirus schädlich für den betreffenden Stand ist, reicht es nicht aus nur festzustellen, ob das Virus in der Sammelprobe des Standes enthalten ist. Oft sind Bienenviren in sehr geringen Konzentrationen in den Völkern des Standes vorhanden, die Völker zeigen jedoch keine Symptome und entwickeln sich normal (versteckte oder latente Infektion). Wenn die Völker jedoch durch ungünstige Faktoren wie Varroabefall oder Futtermangel gestresst werden, kann aus der latenten Infektion eine echte Virose werden: die Viren beginnen sich in den Bienen zu vermehren, die Viruskonzentration steigt und die Bienen zeigen Krankheitssymptome.

Daher messen wir nicht nur die Virusprävalenz, sondern auch die Viruskonzentration oder den Virustiter. Dieser wird in den Ergebnissen als Anzahl der RNA-Kopien/ml Homogenat angegeben. Diese Angabe sagt aus, wie häufig die genetische Information des Virus (also die RNA) in einem Milliliter (1 Tausendstel Liter) der untersuchten Lösung (=des Homogenats) enthalten ist. Das ist ein ungefähres Maß dafür, wie viele Viren in einem Milliliter Lösung enthalten sind. Ungefähr deswegen, da ein das Vorhandensein der genetischen Information allein noch nicht heißt, dass das Virus auch funktionsfähig ist. Ein Teil der gemessenen RNA kann von noch nicht vollständig zusammengebauten Viren oder schon abgebauten Viren stammen.

Konzentrationsunterschiede

Wir haben stark unterschiedliche Viruskonzentrationen bei den verschiedenen Proben und Virusarten gemessen – von wenigen 10.000 RNA-Kopien/ml bis zu mehreren Milliarden RNA-Kopien/ml. Dieser Konzentrationsunterschied ist in etwa so groß, wie wenn man die Zuckerkonzentrationen von einem Glas Limonade, gesüßt mit einem Würfelzucker (hohe Konzentration), vergleicht mit der Zuckerkonzentration des Bodensees, wenn man ihn mit einem Würfelzucker „süßt“ (niedrige Konzentration). Der Unterschied in der Konzentration zwischen den verschiedenen Proben ist also sehr groß und darf daher in der Interpretation der Daten nicht vernachlässigt werden.