Im September und Oktober 2015 führten die Probennehmer und Probennehmerinnen den zweiten Bienenstandbesuch der Beobachtungsstudie durch und nahmen Bienen- und Bienenbrotproben. Wie schon nach dem ersten Besuch, wurden die Bienenproben (ca. 300 Bienen pro Volk) in der Abteilung für Bienenkunde und Bienenschutz der AGES mittels Auswaschung untersucht um den Varroabefall der Bienen festzustellen. Hier präsentieren wir eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse.
Während des zweiten Standbesuches wurden 190 Imkereibetriebe besucht und 1560 Bienenvölker begutachtet und beprobt. Dies sind drei Imkereibetriebe weniger als beim ersten Standbesuch, da diese Imker aus persönlichen Gründen aus der Studie ausgeschieden sind.
Es sind insgesamt 77 Völker weniger als beim ersten Standbesuch beprobt worden. Gründe dafür waren der Wegfall der Bienenstände der drei ausgeschiedenen Betriebe, die Zusammenlegung von schwachen Völkern sowie das Absterben von Völkern.
Für den Zeitraum der zweiten Probennahme wurde 3 % Varroabefall in der Bienenprobe als kritische Schwelle definiert, über der die Überlebensfähigkeit des Volks gefährdet ist. Diese Schwelle ist höher als während der ersten Probennahme (Juli/August: 1 %), was zum Teil daran liegt, dass im September weniger Brut in den Völkern vorhanden ist und daher die Varroamilben von der Brut auf die Bienen wandern. Dies führt zu höheren Befallswerten der Bienen im Vergleich zum ersten Standbesuch.
Das folgende Beispiel soll illustrieren, welche Varroazahl rein rechnerisch bei 3 % Bienenbefall im September/Oktober im Volk zu erwarten wäre:
Der kritische Wert von 3 % wurde in 305 von 1560 beprobten Völkern erreicht oder überschritten (Details siehe Tabelle 1). Dies entspricht 20 % aller Proben. Dabei wurden bei einzelnen Völkern in Kärnten, Oberösterreich und in der Steiermark Werte von über 40 % Varroabefall auf den Stockbienen festgestellt (siehe Abbildung 1). Der Maximalwert wurde bei einem Volk in der Steiermark ermittelt und betrug 137,9 % Varroabefall der Bienen (179 Varroamilben auf 130 Bienen!).
Wie schon beim ersten Standbesuch werden die Beobachtungsstände in vier Befallskategorien unterteilt, um den Varroadruck auf den einzelnen Ständen beschreiben zu können.
- Kein Varroadruck am Stand: alle Bienenproben des Standes waren frei von Varroa
- Geringer Varroadruck am Stand: alle Bienenproben des Standes hatten weniger als 3 % Varroabelastung
- Mittlerer Varroadruck am Stand: mindestens eine Bienenprobe des Standes hatte eine Varroabelastung von über 3%
- Hoher Varroadruck am Stand: mindestens eine Bienenprobe des Standes hatte eine Varroabelastung von über 5 %
Im Herbst 2015 – nach der Hauptentmilbung – war auf 54 % aller beprobten Stände ein mittlerer bis hoher Varroadruck vorhanden (Abbildung 2). Der Prozentsatz war um 12 % (oder 23 Bienenstände) geringer als beim ersten Standbesuch im Sommer, bei dem 66 % aller Bienenstände einen erhöhten Varroadruck aufwiesen. Beim zweiten Standbesuch wurde auf 3 % aller Bienenstände keine Varroamilbe in den Bienenproben gefunden (Vergleich erster Bienenstandsbesuch: 5 % aller Stände).
Der Varroadruck auf den Ständen unterscheidet sich deutlich zwischen den Bundesländern (siehe Abbildung 3). Wie schon beim ersten Standbesuch ist ein erhöhter Varroadruck im Burgenland und in Kärnten festzustellen. In der Steiermark hingegen hat sich der Varroadruck im Vergleich zum ersten Standbesuch entspannt. Im Gegensatz dazu ist der Varroabefall auf den Ständen in Tirol stark gestiegen. Salzburg und Wien hatten den geringsten Anteil an stark varroabelasteten Ständen von allen Bundesländern (40 % aller Stände mit mittlerem bis hohem Varroadruck).
Die hier zusammengefassten Ergebnisse geben die Situation des Varroabefalls im Zeitraum nach der Varroa-Hauptbehandlung wieder. Alle Imker wurden umgehend über die Ergebnisse des Varroabefalls informiert und hatten daher die Möglichkeit, bei erhöhtem Befall entsprechende zusätzliche Varraobekämpfungsmaßnahmen durchzuführen.
AGES, Abteilung für Bienenkunde und Bienenschutz